von Lionel Butry
Grau, kalt, Nieselregen. Wer hat schon Lust auf den deutschen Herbst? Wir auf jeden Fall nicht! Schnell fünfzehn kletterbegeisterte Vereinsjugendmitglieder zusammentrommeln, zwei Busse ausleihen und in den Herbstferien früh morgens aufstehen um sich am Landschaftspark zu treffen.
Jetzt gibt es nur noch wenig zu tun: Eltern loswerden, Taschen einräumen und losfahren. Unser Ziel: Arco – das Klettermekka am „Gardameer“. Singende und schlafende zwölf Stunden später erreichen wir unseren Campingplatz. Da es am nächsten Tag regnen soll, kann unsere Decke nicht das Himmelszelt sein. Also schnell die Zelte aufbauen, Essen kochen und endlich schlafen.
Ausgeschlafen kriechen wir aus unseren Zelten. Es regnet. Klettern fällt heute ins Wasser. Kurzerhand wird beschlossen einen Abstecher nach Venedig zu machen. Damit wir noch mehr Zeit im Auto verbringen können, fahren wir über die lange romantische Strecke am Ostufer des Gardameers entlang. Irgendwann kommen wir dann auch in Venedig an. Fünfzig Kirchen später befinden wir uns wieder im Auto auf der Rückfahrt.
Am nächsten Tag schlagen unsere Kinderherzen höher: Wir fahren nach Hogwarts! Also fast. Hogwarts ist ein neuer Klettergarten in Arco, welcher perfekt für die ersten Kletterbegehungen am Naturfels für die Kleinen und zum Aufwärmen für die Größeren ist. Jetzt können wir von uns behaupten, Voldemort in unter sieben Exen bezwungen zu haben. Zurück am Campingplatz und mit vollem Bauch, spielen wir Werwolf am Kiesstrand des Gardameers. Doch in dieser Nacht werden wir nicht nur von Werwölfen, edlen Damen und einem Schwan heimgesucht…
Wie wir am nächsten Morgen feststellen, ist der Käse aufgefressen worden. Die Trauer ist groß; unsere Tränen sind salzig und tief wie das Meer. War es ein Waschbär? War es Locki, der gefährliche Nachbarshund? Oder doch Bensö? Man kann nicht immer die Lösung haben. Der restliche Tag wird mit klettern in Belvedere und schwimmen verbracht. Doch irgendwann bekommt man auch Hunger. Kein Problem! Zum Glück kennt unser Pizzabäcker Tom eine gute Pizzeria. Nur eine Stunde fahrt und schon können wir Essen. Warum wir so weit zu einer Pizzeria fahren? Well, that’s just how it is.
Der folgende Tag beginnt wie der vorherige aufgehört hat: Im Auto. Aber ich wiederhole mich nur ungern. Es geht Richtung Klettersteig. Zur Freude der Rückbank zieht sich die kurvenreiche Fahrt etwas länger als gedacht. Doch die Anreise hat sich gelohnt. Die Aussicht auf den Lago d‘Idro vom Klettersteig ist super!
Da die Wege zu anderen Klettergärten ein kleines Problem darstellen, beschließen wir am nächsten Tag nochmal in Belvedere klettern zu gehen. Dort passiert es. Ein kleiner Fehltritt und schon ist einer unserer Kletterer umgeknickt. Dies ist ungewöhnlich! Doch zum Glück haben wir die Visitenkarte von Rossano Sometti immer dabei. Ab jetzt dauern unsere Zu- und Abstiege aufgrund unseres von Unterarmgehstützen abhängigen „Verunglückten“ etwas länger.
Die weiteren Tage verbringen wir mit klettern, blind-klettern, Plattenwandern und einer Mehrseillängentour.
Und ehe man sich versieht sitzt man schon wieder im Auto auf der Rückfahrt.